Historie des FHP

Schon um 1970 machte Herr Professor Faber sich Gedanken, ob nicht auch in der Bundesrepublik Deutschland sinnvoll wäre, Luftfahrtpersonal an Hochschulen auszubilden. In den USA zum Beispiel werden universitäre Ausbildungsgänge für Verkehrsflugzeugführer und für technisches Luftfahrtpersonal von zahlreichen Hochschulen und Universitäten angeboten . Diese meist ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge führen zu Bachelor- und Masterabschlüssen.

Hintergrund der Überlegungen Professor Fabers war erstens die fehlende staatliche Anerkennung des Berufs Verkehrsflugzeugführer. Piloten erhalten zwar mit dem Erwerb des ATPL eine Lizenz, jedoch keinen staatlich anerkannten Berufsabschluss. Ein Hochschulabschluss hingegen ist staatlich anerkannt. Bei Lizenzverlust, z. B. infolge gesundheitlicher Probleme, ist ein staatlich anerkannter Beruf von zentraler Bedeutung. Zweitens führte die 3. Jetgeneration mit einer zunehmenden Zahl an Automatisierungssystemen zu einer geänderten Mensch-Maschine-Schnittstelle, zu neuem Cockpitdesign. Der Umgang mit hochkomplexen Systemen stellt höhere Ansprüche an die System Awareness, an ein höheres technisches Hintergrundwissen und Systemverständnis. Ein entsprechender ingenieurwissenschaftlicher Studiengang böte wie in den USA einen Hochschulabschluss und damit gleichzeitig ein umfassendes Systemverständnis zum Erwerb der Musterberechtigung und zur Professionalität..

Seit dem Neubeginn der deutschen zivilen Verkehrsluftfahrt nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1955 schien zunächst alles wohlgeordnet. Die Deutsche Lufthansa bildete in einem Ab-initio-Konzept ihre eigenen Piloten aus. Daneben gab es die Lehrgänge für Militärpiloten und auch private Pilotenschulen. Offensichtlich war in Zeiten wirtschaftlichen Wachstums und Vollbeschäftigung die Frage der Anerkennung des Berufs sowie der Berufsausbildung kein Thema hoher Priorität.

Erst mit Gründung der Vereinigung Cockpit (VC) im Jahr 1969 wurde die Thematik Verkehrsflugzeugführerausbildung im Rahmen einer ingenieurwissenschaftlichen Hochschulausbíldung auf breiterer Basis diskutiert. Versuche in den 1970er und 1980er Jahren eine Luftfahrtakademie an einer Hochschule einzurichten, scheiterten am Widerstand verschiedener Institutionen. Wohl infolge der Vielzahl aktueller Probleme und Schwierigkeiten des Tages blieb das Thema ‚Luftfahrtakademie‘ fast 20 Jahre in den Schubladen verborgen.

Digitale Bildschirm-Cockpits in Verbindung mit Fly by Wire-Systemen, die zunehmende Komplexität im Cockpit, die wachsende Verkehrsdichte und der Anstieg der H3-Unfälle (das sind Unfälle, die auf Ausbildungs- und Qualifikationsmängeln beruhen) seit Mitte der 80er Jahre belebten die Diskussion um ein alternatives Ausbildungskonzept wieder.

Günther Schweser, der damalige Geschäftsführer der VC, bat Professor Faber, eine Arbeitsgruppe >Hochschulausbildung von Piloten< zu bilden, mit dem Ziel ein Gutachten zu erarbeiten. 1994 wurde die Broschüre Pilotenausbildung an Hochschulen fertiggestellt

Nun ging alles sehr schnell. Die Verkehrsfliegerschule der Lufthansa führte eine Tagung zur Weiterentwicklung der Verkehrspilotenausbildung in Bremen durch, bei

der auch eine Hochschulausbildung + ATPL als Option diskutiert wurde. Bereits zum Wintersemester 1995/96 wurde in der Fakultät 5 (Maschinenbau) der Hochschule Bremen in Zusammenarbeit mit der Verkehrsfliegerschule der Deutschen Lufthansa der >Internationale Studiengang Luftfahrtsystemtechnik und -management (ILST) eingerichtet. Die ersten Studierenden, die die Abschlüsse Diplom-Ingenieur + Air Transport Pilot License (ATPL) anstrebten, begannen ihre Ausbildung zu einer Karriere im Cockpit. Zuvor hatte der Senator für Bildung der Hansestadt Bremen die Studie Pilotenausbildung an Hochschulen als Errichtungsgutachten für einen interdisziplinären Studiengang anerkannt. Die Gutachtergruppe hatte ihr Ziel erreicht.

In einem Gespräch zwischen Günther Schweser und Gerd Faber entstand die Idee, mit den Mitarbeitern der Arbeitsgruppe einen gemeinnützigen Verein zu gründen. 1997 wurde das Forschungszentrum für Verkehrspilotenausbildung (FHP e. V.) mit dem Ziel gegründet, an der Verbesserung der Sicherheit des Luftverkehrs mitzuwirken. FHP, heute Forschungsnetzwerk für Verkehrspilotenausbildung (FHP e. V.), ist ein beim Registergericht Darmstadt eingetragener gemeinnütziger Verein, dessen Mitglieder aus der Luftfahrtindustrie, aus Hochschulen, der Luftfahrtadministration und der Flugsicherung im deutschsprachigen Raum kommen.

Die Idee von Professor Faber, das ILST-Konzept, wurde auch von der Schweiz (ZHAW Winterthur), von Spanien (Reus) und Österreich (Graz) aufgegriffen. Auch werden inzwischen ähnliche Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten an verschiedenen deutschen Fachhochschulen angeboten (Aachen, Bad Honnef, Karlsruhe, München, Osnabrück, Saarbrücken, Worms.)

G. Faber